Der Durchbruch in Schönebeck
Das moderne Ruhrgebiet beginnt in Schönebeck. Denn in dieser Gegend wurden die ersten Mergelschächte des Reviers abgeteuft. Sie sollten die Kokskohle erschließen. Das ist Steinkohle, die in einem Koksofen zu einem Hochofenkoks niedergebrannt werden kann. Koks ist das ideale Brennmaterial für die Eisenschmelze. Die Entwicklung der Ruhrindustrie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wäre ohne Kokskohle als Rohstoff nicht denkbar.
Im Mai 1832 bekam Franz Haniel vom Essen-Werden´schen Ober-Bergamt einen Schurfschein zum Abteufen (Niederbringen) des Schachtes Franz in Schönebeck.
Im April 1833 lieferte die Gutehoffnungshütte eine Hochdruckdampfmaschine für die Bohrarbeiten in Schönebeck. Damit gelang im folgenden Jahr die Durchdringung des Deckgebirges. Das Problem war das eindringende Grundwasser, das mit Hilfe dieser Maschine aus dem Schacht gepumpt wurde.
Am 27. März 1834 erhielt Franz Haniel vom Bergmann Stölzel die Nachricht: „dass im Kaldenhoffer Busch ein Flöz angebohrt“ wurde. Leider war das Flöz nur etwa ein Fuß (29cm) mächtig. Außerdem war der Schacht zu eng, die Förderung lohnte sich nicht. Dennoch war das Ereignis für Haniel von größter Wichtigkeit: Mit dem Schacht Franz war der Durchbruch zur Kohle unter dem Mergel geschafft. An den Bergmann Stölzel erinnert heute in Schönebeck leicht abgewandelt der „Stötzelweg“.
Welche Bedeutung der Schacht Franz für Haniel hatte, lässt sich daran erkennen, dass er die Bergleute zu einer Feier beim Wirt Kaldenhoff geladen hat. Neben 17 Kannen Branntwein (etwa 22 Liter) für die etwa 30 Mann standen auf der Rechnung auch noch etliche zerbrochene Gläser, 137 Liter Bier, Musikanten, Weißbrot und Käse. Die Gastwirtschaft Kaldenhoff existiert noch heute an der Aktienstraße.